Hemma Fasch, Jakob Fuchs und Fred Hofbauer haben ein vom Bildungsministerium und der BIG gewünschtes neuartiges Raum- und Funktionsprogramm umgesetzt. Es gelang nicht nur die in der Wettbewerbsauslobung gewünschte Arbeits- und Lernlandschaft, „die individuelle Förderung, Arbeiten in unterschiedlichen Gruppengrößen, selbstorganisiertes und offenes Lernen sowie Projektunterricht“ ermöglicht, sondern darüber hinaus ein inspirierender Ort, der zukunftsfroh macht.
Viel Glas, oft raumhoch, Deckenuntersichten aus Beton, zarte Stahlnetze, offen geführte Leitungen, Holzoberflächen und Linoleum fügen sich zu einem Organismus, bei dem jeder Bestandteil seinen Sinn hat: Licht, Luft und Farbe. Eine Hauptrolle spielt das Tageslicht, untertags wird kaum Kunstlicht benötigt - die Verbindung zwischen Architektur und Nachhaltigkeit ist sehr gut gelungen.
An das bambusbepflanzte Schulwäldchen im Herzen des Gebäudes sind im Erdgeschoß Mensa, Bibliothek und Mehrzweckraum angelagert. Jederzeit Zugang ins Freie und an die frische Luft zu gewährleisten, war ein wichtiges Kriterium bei der Konzeption der Obergeschoße. Im Ersten sind die Bildungseinheiten der Unterstufe in Clustern gebündelt: Vier Unterrichtsräume sind um eine offene Lernzone gruppiert und können dank Schiebewänden mit dieser verbunden werden. Eine Ebene darüber ist die Oberstufe im Departmentsystem organisiert.
• Name
• Name und Art der Träger*innenschaft
• Schulart: Sekundaria I und II
• Anzahl der geführten Klassen: 41
• Schüler*innenzahlen: ca. 1.100
• Lehrer*innenzahlen
• Sonstiges Personal Art und Anzahl
Architektur:
fasch&fuchs.architekten
hemma fasch | jakob fuchs | fred hofbauer 1060 wien stumpergasse 14/25 www.faschundfuchs.com
Tragwerksplanung:
werkraum ingenieure zt gmbh
peter bauer | peter resch | martin schoderböck 1060 wien mariahilfer straße 121b
www.werkraum.com
Brandschutzplanung:
kunz die innovativen brandschutzplaner gmbh alexander kunz
2340 mödling bachgasse 16 www.brandschutzplaner.at
Haustechnik:
thermo projekt gmbh
erich szczur
1140 wien bergmillergasse 5/2/12 www.thermo-projekt.at
Bauphysik:
exikon
bernhard sommer
1010 wien parisergasse 4/2 www.exikon.at
Farbkonzept
hanna schimek | gustav deutsch www.mitfarbenlernen.com
Auszug aus dem Jury-Protokoll:
Der Entwurf hat im Zusammenspiel alle Kriterien, die an die Schule gestellt werden, zur Deckung gebracht und bietet die schlüssigste und ausgereifteste Lösung zur Umsetzung neuer Lernformen.
Der klare Baukörper bildet zum Maria-Trapp-Platz einen guten Abschluss und präsentiert sich in seinem Erscheinungsbild als öffentlicher Bau. Von jeder Blickrichtung bietet der klare Baukörper durch kleine Einschnitte abwechslungsreiche Fassaden.
Zu den Freiräumen hin löst sich die Volumetrie durch geschickte Höhenzonierung auf. Gleichzeitig entsteht durch die unterschiedliche Abstufung des öffentlichen Raums und die Ausbildung des öffentlichen Durchgangs großes Potential für den Bezug zwischen den beiden Schulen.
Durch die Situierung des Gebäudes ist an drei Seiten keine zusätzliche Einfriedung erforderlich, zum Hannah-Arendt-Park wird das Konzept einer temporären Öffnung vorgeschlagen.
Das Projekt überzeugt durch die vielfältigen Freiraumbezüge und die leichte Zugänglichkeit der vorgelagerten Freibereiche (Arena und Schulgarten) und auf genutzte Dachflächen und Terrassen aus allen Bereichen. Nicht nur von Clustern und Home Bases ergeben sich interessante Bezüge zum Außenraum. Interessant sind auch die Blickbeziehungen von den Allgemeinen Bereichen durch das „Schulwäldchen“ über die Turnsäle hinweg in den westlichen Freiraum. Positiv beurteilt werden auch die Qualität der Innenraumabfolgen und die Zuordnung von Funktionsbereichen, die Lage der Allgemeinen Bereiche um den Innenhof, der Home Bases sowie der Zone für LehrerInnen.
Die Anordnung der Raumgruppen in den Clustern entspricht den Erwartungen an moderne Unterrichtsformen. Gestaltung und Flexibilität der Innenräume lassen verschiedene Bespielungen zu, Mikrowelten können geändert werden.
Das Projekt ist flächeneffizient und setzt die Vorgaben insgesamt gut um. Der Entwurf ist brandschutztechnisch bereits überlegt durchgearbeitet und in Hinblick auf ökonomische und ökologische Kriterien ebenfalls durchdacht.
Es wurde ein Qualitätenkatalog, der als wesentliche Grundlage für den baukünstlerischen Wettbewerb dient, von einem ExpertInnenkreis (Landesschulinspektoren, AHS- und BHS-Direktoren, PädagogInnen verschiedener Fachbereiche, VertreterInnen verschiedener Fachabteilungen des bmukk und des Stadtschulrates, ÖISS) unter der Federführung des bmukk erarbeitet. Als Grundlage für den Arbeitsprozess standen ein herkömmliches Raum- und Funktionsprogramm und das Flächenbudget des Bundes zur Verfügung. Der vorliegende Qualitätenkatalog belegt, dass innovative räumlichpädagogische Konzepte auch innerhalb üblicher Flächenbudgets möglich sind.
Eine wesentliche Aufgabe des Wettbewerbes ist es, die formulierten Qualitäten und Anforderungen räumlich umzusetzen, sodass diese sowohl dem pädagogischen Konzept als auch allen Gesetzen, Normen und Richtlinien entsprechen.
https://www.nextroom.at/building.php?id=38154&inc=artikel&sid=42318
Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit:
https://www.klimaaktiv.at/bauen-sanieren/staatspreis/preistraeger2019/ne...
Die weiße Membran, die sich an drei Seiten um das Gebäude legt, verrät im metaphorischen Sinn sehr viel über die Philosophie, die der Schule zugrunde liegt: Je nach Lichtsituation wirkt das Gewebe entweder wie ein blütenweißer schützender Mantel oder lässt luftig und transluzent die Konstruktion dahinter erahnen. Es ist kein starrer Panzer, der nach außen abschottet, sondern eine schmiegsame Haut, die Durchlässigkeit zwischen dem Schulbetrieb und dem Quartier draußen symbolisiert. Teil der Stadt und nicht ein Teil in der Stadt ist die Schule. Sie besitzt keinen eigenen Vorplatz: So groß könnte der gar nicht sein, dass alle 1100 Schülerinnen und Schüler Platz hätten. Der Schulplatz ist in gewisser Weise der ganze Maria-Trapp-Platz, der wichtigste Markt- und Veranstaltungsplatz der Seestadt. Von hier saugt die Schule förmlich ihr Publikum ins Innere, um es mit einem alle Sinne inspirierenden räumlichen Kosmos zu empfangen.
Hemma Fasch, Jakob Fuchs und Fred Hofbauer haben ein vom Bildungsministerium und der BIG gewünschtes neuartiges Raum- und Funktionsprogramm in einer Art und Weise umgesetzt, dass einen die Sehnsucht beschleicht, selbst wieder in die Schule gehen zu dürfen. Nichts, rein gar nichts hat dieses Gebäude mit gewohnten Bildern von Schule zu tun. Es gelang nicht nur die in der Wettbewerbsauslobung gewünschte Arbeits- und Lernlandschaft, „die individuelle Förderung, Arbeiten in unterschiedlichen Gruppengrößen, selbstorganisiertes und offenes Lernen sowie Projektunterricht“ ermöglicht, sondern darüber hinaus ein inspirierender Ort, der zukunftsfroh macht. Schon in der Aula, einem großen lichtdurchfluteten Atrium, flankiert von mit Brücken verbundenen Galerien und signalroten Treppen – eine davon als breite „Lesetreppe“ ausgebildet –, offenbart sich, dass in dieser Schule die Möglichkeitsräume groß sind.
Die zahlreichen Sicht- und Wegverbindungen zelebrieren das gerade in einer Schule dieser Dimension wichtige Erlebbarmachen von Gemeinschaft. Viel Glas, oft raumhoch, Deckenuntersichten aus Beton, zarte Stahlnetze, offen geführte Leitungen, Holzoberflächen und Linoleum fügen sich zu einem Organismus, bei dem jeder Bestandteil seinen Sinn hat. Licht, Luft und Farbe Eine Hauptrolle spielt das Tageslicht, das von allen Seiten dank eines geschickt gesetzten Zusammenspiels opaker und transparenter Flächen das Gebäude bis in den letzten Winkel durchdringt. „Untertags wird kaum Kunstlicht benötigt“, weiß BIG-Projektleiter Gottfried Flicker zu berichten und zeigt sich stolz darauf, dass die Verbindung zwischen Architektur und Nachhaltigkeit sehr gut gelungen ist.
Ohne nennenswerte Energiekosten kommt die Kühlung des Gebäudes aus, die mittels Brunnenwasser und konsequenter Bauteilaktivierung geschieht und selbst an hochsommerlichen Tagen für ein angenehmes Raumklima sorgt. Bei der Auswahl der Baumaterialien wurde auf emissionsarme Produkte Wert gelegt und darauf, dass sie in ihrer spezifischen Materialität zur Wirkung kommen, was für visuelle und haptische Authentizität sorgt. Nach sehr bewussten, künstlerischen Überlegungen von Gustav Deutsch und Hanna Schimek kam die Farbpalette der Schule zustande. Sie übernimmt zugleich Aufgaben eines visuellen Orientierungssystems und unterstreicht sowohl die architektonische Struktur als auch die ihr zugrunde liegenden pädagogischen Konzepte.
An das bambusbepflanzte Schulwäldchen im Herzen des Gebäudes sind im Erdgeschoß Mensa, Bibliothek und Mehrzweckraum angelagert. Jederzeit Zugang ins Freie und an die frische Luft zu gewährleisten, war ein wichtiges Kriterium bei der Konzeption der Obergeschoße. Im Ersten sind die Bildungseinheiten der Unterstufe in Clustern gebündelt: Vier Unterrichtsräume sind um eine offene Lernzone gruppiert und können dank Schiebewänden mit dieser verbunden werden. Eine Ebene darüber ist die Oberstufe im Departmentsystem organisiert. Nicht die Lehrerinnen und Lehrer kommen zu den Klassen, sondern umgekehrt wandern die Schülerinnen und Schüler zum Unterricht in die einzelnen Departments. Es gibt daher keine Stammklassen, sondern sogenannte Homebases, in denen die Jugendlichen die Zeit zwischen und außerhalb der Unterrichtstunden frei gestalten können. Wie auch die Unterrichtsräume und Lernzonen der Cluster darunter haben sie direkten Zugang auf die gebäudebreiten Terrassen.
„Die unglaubliche Flora, die wir hier vorgefunden haben, wollten wir in einer Ruderalbepflanzung beibehalten“, erklärt Architektin Hemma Fasch. Und so entstand der Schule vorgelagert eine abwechslungsreiche terrassierte Stadtwildnis auf mehreren Ebenen, die in die unverbaute Weite zu den ebenerdigen Freianlagen und dem anschließenden Hannah-Arendt-Park übergeht, und so die Schule eins werden lässt mit der Stadtlandschaft. Es ist die perfekte Schule – sowohl für die wachsende Seestadt Aspern als auch die junge „Generation Klima“, die problembewusst, aber nicht spaßbefreit angetreten ist, die Klimawende herbeizuführen.
(Text: Staatspreis Architektur & Nachhaltigkeit 2019 Aus: nextroom https://www.nextroom.at/building.php?id=38154)