Grundschule Welsberg

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Wer die neue Grundschule von Welsberg, dieses Haus des Lernens, betritt, fühlt sich auf Anhieb wohl. Das Haus hat ein Ambiente, das umhüllt und gleichzeitig freilässt. Die großen Fenster, die Innen und Außen nach allen Himmelsrichtungen hin verbinden, die einfachen und klaren Linien in der Architektur, die besondere Anordnung der Lernräume, das angenehme Licht, die gute Akustik –: All das sind Elemente, die in ihrem Zusammenspiel die hohe Qualität ergeben, die die Schule kennzeichnet.

Die vielen Rückmeldungen und Aussagen derer, die im Hause arbeiten und lernen, bezeugen tagtäglich, dass die komplexen pädagogischen Herausforderungen optimal gelöst wurden. Wer die Kinder und die Lehrpersonen beobachtet, wie sie die Lernlandschaften bespielen, der begreift, dass Räume - in der Art, wie sie gestaltet sind - ein Stück weit bestimmen, wie sich Menschen darin verhalten.

Die Lernkultur ist an der Grundschule Welsberg im Umbau. Orientiert an den neuen Rahmenrichtlinien, die konsequent den Aufbau von Kompetenzen einfordern, pflegt man eine gute Mischung zwischen strukturiertem und offenem Lernen. Die Schule ist dabei, aus sich heraus ein pädagogisches Profil zu entwickeln. Was da wächst, kann sich sehen lassen.

Allgemeines zur Bildungseinrichtung:

•    Name: Grundschule Welsberg

•    Name und Art der Träger*innenschaft: Land Südtirol / Gemeinde Welsberg-Taisten

•    Schulart: Primaria I

•    Anzahl der geführten Klassen: 6

•    Schüler*innenzahlen

•    Lehrer*innenzahlen

•    Sonstiges Personal Art und Anzahl: 1 Schulwartin / Raumpflegerin

Art der Bildungseinrichtung: Primaria I (6-9 Jahre)
Art der Träger*innenschaft: öffentlich
Größe der Bildungseinrichtung (nach Anzahl der Lernenden): Klein (bis 12 Klassen oder 300 Lernende)
Besondere Pädagogische und Didaktische Ansätze: Integratives Konzept
Pädagogisch-Organisatorische Ausrichtung: Vormittag mit fallweise Nachmittagsunterricht
Zeiteinheitenteilung: Freie Zeiteinteilung
Inklusion: JA
Baujahr/e: 2009
Baualter Epoche: aktuell (ab 1990er)
Art des Gebäudes: Neubau Umbau
Gemeindegröße: Dorf (bis 15.000 EW)
Lage im Siedlungsraum: Zentrumsnah / Subzentrum
Bautypologische Merkmale: Clusterschule
Kennzahlen Flächen:
Planungsbeteiligte:

Architektur

Klaus Hellweger | Architekt
Josef-Renzler-Straße 11
39030 St. Lorenzen
www.hellweger.cc

statische Strukturen

Plan 4U
Oberjakober & Festini
39035 Welsberg-Taisten

Elektroplaner

Leitner
Rienzfeldstraße
39031 Bruneck

HLS und Brandschutz

Studio Thermoplan
Mazziniplatz 39
39100 Bozen

Lichtplanung

conceptlicht.at
Eschenweg 3
A-6068 Mils

Akustik

Eurokustik
39024 Mals

Pläne:
AnhangGröße
PDF Icon 0_EG 200.pdf219.22 KB
PDF Icon 1_OG 200.pdf218.13 KB
PDF Icon 2_DG 200.pdf199.34 KB
PDF Icon A schnitt 200.pdf253.99 KB
PDF Icon Ansicht Nord 200.pdf23.38 KB
PDF Icon Ansicht Süd 200.pdf123.49 KB
PDF Icon Ansicht West 200.pdf30.23 KB
PDF Icon B Schnitt 200.pdf247.67 KB
PDF Icon Lageplan 500.pdf534.93 KB
Bauzeit: 2 Jahre
Entstehungsprozess:

Die funktionellen wie atmosphärischen Vorgaben seitens der Schuldirektion sind von Beginn an gleichermaßen wertgeschätzter wie verbindlicher Subtext (Programm) für den gesamten Planungsprozess. Sämtliche Planungsphasen sind beseelt von dem ernsthaften Ziel, flexibel bespielbare „Räume“ oder besser Zonen zu schaffen, die sich unaufgeregt, selbstverständlich und vor allem ohne jede Eitelkeit den gestellten Anforderungen unterordnen: ALLES kann/darf verändert bzw. den temporären Bedürfnissen und Notwendigkeiten für zeitgemäßes Entdecken und Lernen angepasst werden. Große Öffnungen für optimale Ausleuchtung durch Naturlicht sind gleichermaßen vorhanden wie intimere, geschütztere Situationen für temporären Rückzug. Die durchgehende Holzverkleidung der Räume, der Fußboden aus Holz schafft jene behagliche Atmosphäre, die auch für (Grund-)Schüler/innen typische Verhaltensweisen zulassen, wie am Boden sitzend oder liegend bauen, zeichnen, basteln ...) zulassen … in jeder Hinsicht „openminded“!

Architekturkritik:

dazustellen oder weiterbauen?

walter angonese

bei der erweiterung eines gebäudes, unabhängig von dessen funktion, stellt man sich meistens diese frage. sehr oft ist dieses dazustellen ein dialektischer akt, der im zwischenräumlichen das weiterbauen meint, aber vom figurativen ansatz den bruch beinhaltet. oft ist es unser subjektvies urteil, das wir als gestalter zum bestand äussern, der uns einen bruch nahelegt, oft sind es rahmenbedingugen, die unsere zeitgenossenschaft verlangt, weil sich gebäude in ihren funktionsabläufen verändern. umgekehrt und aus der sicht des weiterbauens betrachtet, vollzieht sich ein nämliches phänomen. für die schulerweiterung von welsberg von klaus hellweger kann dieser aspekt aber aus beiden richtungen betrachtet werden.

die neue grundschule ist ein dazustellen, weil der programmatische und für südtirol experimentelle charakter der „offenen schule“ eines josef watschinger den didaktischen bruch mit dem bisherigen verlangt und dies nur durch neues manifestiert werden kann, sie ist aber auch ein weiterbauen in figurativer hinsicht weil es klaus hellweger gelingt am relativ beliebigen bestand aus den 1970iger jahren, mit einer architektursprache anzudocken, die einen dialog sucht, aber gleichzeitig ihren charakter bewahrt. klaus hellweger ist kein schreier in der hiesigen szene. seine arbeiten sind meist konzeptionell hinterfragt und pragmatisch/programmatisch geleitet, anders als jene „lauten manifeste“, wie blosse shaping aktionen, die, nachdem sie in hochglanzmagazinen veröffentlicht werden, auch wieder sehr schnell in ihrer beliebigkeit und akontexutallität verpuffen.

das hat hellweger auch nicht notwendig, denn der tiefgang seiner arbeiten wird alsbald deutlich. im speziellen falle der schule von welsberg kommt noch zusätzlich dazu, dass josef watschinger als unerschrockener verfechter der „offenen schule“ hier einen programmatischen ansatz mitlieferte, der an sich schon eine grosse kraft und präzise didaktische vorgaben beinhaltet. gemeinsam ist es beiden gelungen, diesen bestechenden ansatz in räume zu fassen. der nicht ungern zitierte vergleich der schule im graubündnerischen paspel von valerio olgiati hinkt dabei sehr und ist bei näherer betrachtung auch nicht nachvollziehbar. unabhängig davon, dass die wiederentdeckung des zwischenraumes als räumliche entität dem künstler remy zaugg gebührt, ist die zwischenräumliche ausprägung der schule von welsberg kein abstrakter raum zwischen den räumen und ohne besondere funktion, so wie bei olgiati, sondern der „besondere raum“, eben der raum der diese offene schule manifestiert. wenn man, an einem schulfeien nachmittag, die schule betritt, so spürt man trotz abwesenheit die virulenz, die ungebremste kreative energie die in diesen zwischenräumen herrschen mag. im gegenteil, man spürt, dass sich die schüler wohl lieber in diesen offenen räumen aufhalten, als in den traditionelleren klassenrämen selbst, die aber durch das gekonnte plazieren der türoffnungen selbst teil des offenen raumes werden können.

das hat wohl auch mit der stimmung zu tun, die klaus hellweger geschaffen hat. hier kommt der semantisch reflektierte einsatz von material nicht beliebig daher, hier werden die alpinen konnotationen nicht oberflächlich transportiert, wie es ansonsten sehr gerne der fall ist. beton, grober weisser putz und holz (mit denen schon othmar barth und josef lackner gekonnt gearbeitet haben), gezielter einsatz von farbe, werden hier mit einer selbstverständlichkeit, unaufgeregtheit und logik zum einsatz gebracht, wie es der semantischen dimension und ihrer zeichenhaftigkeit eigentlich zu eigen sein sollte.

die grossen fenster, die den blick nach süden, osten, westen schweifen lassen und das besondere licht des oberpustertals mit seiner landschaft gekonnt rahmen, sind weitere wichtige architekturdetails.

„der weg zur schule“ ist der titel einer zeichnung von aldo rossi für die schule von broni. der weg zur schule von klaus hellweger weißt mehrere aussenräumliche qualitäten auf, die die lage des gebäudes im hinteren bereich des grundstückes relativieren und hier eigentlich den hauptzugang zum gesamten schulkomplex vermuten lassen.

schade nur, dass kaus hellweger nicht die chance gegeben wurde, auch den bestandsbau mit genau diesem tiefgang zu renovieren. und obwohl auch im bestand das didaktische konzept der „offenen schule“ manifest wird, so fehlen dort leider jene elemente, die die stimmung des neubaues charakterisieren und zeigen, dass nebst einem starken programm, dann doch auch eine sensible und kreative um- und übersetzung durch den architekten von nöten ist.

Adresse:

Schlossweg 14 39035 Welsberg-Taisten, Italien

Gebundene Lernräume - Klassen: Stammklassen
Erschliessung / Garderoben: Zentralgarderobe
Räume für externe Nutzung: Ateliers
Bewegungsräume innen: (1fach oder Doppel) Turnhalle
Möblierung:
flexibel möbliert: 100.00%
O-Ton:

Schülerin 1: "Ich fühle mich sehr gut in der Schule. Ich mag die großen Fenster, die sehr viel Licht bringen. Und ganz besonders mag ich das viele Holz. Bei uns zu Hause haben wir auch viele Wände in Holz. In der Schule ist es wie zu Hause. Wir haben sehr viel Platz. Am liebsten arbeite ich in den großen Fenstern.  Gut finde ich die vielen Tafeln, auf die auch die Kinder draufschreiben können. Man kann sie auch tiefer hängen."

Lehrerin 1: "Wir fühlen uns ausgesprochen wohl in unserer neuen Grundschule. Die Architektur und die verwendeten Materialien wertschätzen die Schüler und die Lehrpersonen. Dieselbe Wertschätzung geben wir zurück. Ich merke, dass die Schüler auch sehr sorgsam mit dieser neuen Schule umgehen."

Lehrerin 2: "Unsere Schule unterstützt in der Art und Weise, wie sie gestaltet ist, einen guten Unterricht, wie wir uns den vorstellen. Es ist genügend Platz da für die unterschiedlichsten Lernformen."

Spezialität:

Schulen planen und bauen, Montag Stiftung, 2012, S. 133

Innovative Schulbauten in Südtirol, Ulrich Egger, Andreas Gottlieb Hempel (Hrsg.), Tappeiner Verlag 2013, Seiten 218-229

schule & sportstätte, Nr. 02/13, Brigitte Rabl (Texte von) "Törggelen à la ÖISS", Seiten 35-39

Turris Babel „für Bildung bauen / costruire pedagogie“, #93 – 10/2013, Walter Angonese/Karl-Heinz Imhäuser (Texte von) "Grundschule Welsberg", Seiten 64-71

Leitlinien für leistungsfähige Schulbauten in Deutschland, Montag Stiftung, Bund Deutscher Architekten BDA, Verband Bildung und Erziehung VBE, 2013, S. 56

Gestalten des Schulraums, Wolfgang Schönig, Christina Schmidtlein-Mauderer (Hrsg.), Josef Watschinger “Südtirol auf dem Weg zu pädagogisch gestalteten Lehr- und Lernräumen”, hep Verlag, 2013, Seiten 255-268

Progettare scuole, tra pedagogia e architettura, Beate Weyland, Sandy Attia, edizioni Angelo Guerini, 2015, “Monguelfo: la scuola laboratorio”, Seiten 116-123

Progetti di scuole innovative, Domenico Pepe, Massimo Rossetti, Maggioli editore, 2016, Seiten 178-191

Rapporto sull'edilizia scolastica, Fondazione Giovanni Agnelli, Editori Laterza, 2019, Seiten 202-203