Volksschule Landeck-Angedair

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© Lukas Schaller

Die hundert Jahre alte, denkmalgeschützte Volksschule mitten im Zentrum der Tiroler Bezirkshauptstadt Landeck brauchte dringend ein Update: viel mehr Platz für die SchülerInnen, größere Transparenz, und eine neue Raumorganisation, die zeitgemäße Lehrmethoden möglich macht.

Das Architekturbüro Franz&Sue hat die erhaltenswerte Bausubstanz saniert, einen Teil abgerissen und in die entstehende Lücke einen neuen Klassentrakt gestellt. Der Zubau im Schulhof beherbergt eine versenkte Turnhalle, die neue Aula und am Dach oben drauf für die Pausen eine großzügige Terrasse. Der Haupteingang befindet sich in der verglasten Aula, die dem Neubau den Anschein eines schwebenden Körpers im Park gibt.

Mit dem Schließen der westseitigen Lücke wird der historische Baukörper klarer und steht ruhig und selbstbewusst da. Seine denkmalpflegerisch schützenswerte Qualität mit seiner dominanten Stellung am zentralen Stadtplatz wird dadurch gestärkt.

Die beiden Obergeschosse der Schule konnten relativ einfach für die gewünschten offenen Lernlandschaften adaptieret werden. Die Lernzonen sind jeweils an den Gebäudeecken positioniert. Hier werden sie von zwei Seiten belichtet. Die bestehenden Wände wurden teilweise aufgebrochen und stattdessen mobile Raumteiler eingesetzt – nun können die daneben liegenden Klassenräume nach Bedarf weg- und dazugeschaltet werden.

Allgemeines zur Bildungseinrichtung:

•    Name: Volksschule Angedair
•    Name und Art der Träger*innenschaft: Gemeinde Landeck
•    Schulart: Volksschule
•    Anzahl der geführten Klassen: 9
•    Schüler*innenzahlen: 164
•    Lehrer*innenzahlen: 12
•    Sonstiges Personal Art und Anzahl: 2 Freizeitpädagoginnen, 1 muttersprachliche Assistentin, 5 Schulassistentinnen

Art der Bildungseinrichtung: Primaria I (6-9 Jahre)
Art der Träger*innenschaft: öffentlich
Größe der Bildungseinrichtung (nach Anzahl der Lernenden): Klein (bis 12 Klassen oder 300 Lernende)
Muttersprachen:
Deutsch: 53.00%
Serbisch: 3.60%
Kroatisch: 30.50%
Bosnisch: 2.40%
Farsi: 5.50%
Andere: 6.00%
Pädagogisches Konzept: PDF Icon Konzept_Angedair_01.10.19.pdf
Besondere Pädagogische und Didaktische Ansätze: Montessori-Pädagogik
Pädagogisch-Organisatorische Ausrichtung: Vormittag mit fallweise Nachmittagsunterricht
Zeiteinheitenteilung: 50'-Stunden Freie Zeiteinteilung
Inklusion: JA
Art des Gebäudes: Altbau Umbau Zubau
Gemeindegröße: Dorf (bis 15.000 EW)
Lage im Siedlungsraum: Zentrum
Bautypologische Merkmale: Clusterschule
Kennzahlen Flächen:
Planungsbeteiligte:

Beteiligungsprozess: RAUM.WERT.cc

Architekten: Franz&Sue
Christian Ambos, Michael Anhammer, Robert Diem, Harald Höller, Erwin Stättner
Bloch-Bauer-Promenade 23/3, 1100 Wien
www.franzundsue.at
Lucie Vencelidesová (Projektleitung), Anna Ladurner, Alexandra Flanjak, Brigitta Szakal, Bernd Stuffer, Wolfgang Fischer, Joseph Suntinger, Philipp Stromer, Philipp Wenzl, Joshua Meighörner, Simon Frey

Statik: DI Georg Pfenniger
Bauphysik: Schöberl & Pöll GmbH
Gebäudetechnik: DI Dieter Schwaninger, HG Engineering
Landschaftsplanung: EGKK Landschaftsarchitektur
Sportstättenbau: Ingenieurbüro Laurin Hosp

https://bestarchitects.de/de/2020/all/all/all/all/52-Franz-Sue-Volksschule-Angedair.html

Pläne:
AnhangGröße
PDF Icon VSL04 EG 1_200.pdf35.19 KB
PDF Icon VSL08 RG 1_200.pdf35.2 KB
PDF Icon VSL09 Schnitte.pdf201.46 KB
PDF Icon VSL10 Ansichten.pdf216.98 KB
PDF Icon VSL11 Lageplan.pdf19.66 KB
Entstehungsprozess:

Erstellung des RAUM.WERT Qualitätenkataloges mit DI Ursula Spannberger

Durchführung im Jahr 2013

Erarbeitung unterschiedlichster Anforderungen an eine moderne Volksschule

Durchführung eines EU-weiten, nicht-offenen Realisierungswettbewerbs durch die Dorferneuerung TirolDurchführung im Jahr 2014

Wettbewerbssieger franz zt gmbh aus Wien, Erstellung einer Kostenschätzung für das siegreiche Wettbewerbsprojekt, Übermittlung an die Stadtgemeinde im November 2014

Ergebnis der Kostenschätzung Gesamterrichtungskosten von über € 13 Millionen inkl. Ust.

Auftrag zur Überarbeitung und Reduktion des siegreichen Wettbewerbsprojektes

Übermittlung an die Stadtgemeinde im April 2015

Ergebnis der Kostenschätzung Gesamterrichtungskosten von über € 8,6 Millionen inkl. Ust.

Kosten dabei teilweise im Vergleich zur Ursprungsschätzung nicht nachvollziehbar

Kosten OHNE Einrichtung, Nebenleistungen, Reserven

Gesamtkosten nach Bereinigung der „Kalkulationsfehler“ über € 10 Millionen inkl. Ust.

 

Beauftragung der GemNova mit der Erstellung eines umsetzbaren Konzeptes im August 2015, Mehrere Diskussionsrunden mit der eingesetzten Arbeitsgruppe ab September 2016, Erstellung eines reduzierten Raum-und Funktionsprogramms mit Dir. Daniela Lehmann

Erarbeitung eines umsetzbaren Kostenahmens mit der Arbeitsgruppe durch Reduktion des Anforderungsprofils (z.B. kleiner Turnsaal, Verwendung der bestehenden Einrichtung soweit möglich, etc.)

Festlegung des Kostenrahmens auf 7,7 Mio. Euro brutto im Dezember 2015, der nur die Mindestanforderungen für eine sinnvolle Umsetzung des Projektes abdeckt

Erarbeitung der Finanzierung gemeinsam mit der Stadtgemeinde Landeck im Jänner 2016

Beauftragung der franz zt gmbh mit dem reduzierten Projekt im Februar 2016

Auftrag der GemNova

Beauftragung der GemNovamit der Begleitung des erstellten Konzeptes im März 2016

Erarbeitung eines Generalplanervertragesmit franz zt gmbh mit der Auflage, möglichst einheimische Planer zu beauftragen.

Einholung von Preisauskünften als Verhandlungsgrundlage für die Zusammensetzung des Generalplanerteamsunter Berücksichtigung der Vorschläge der Stadtgemeinde Landeck

Begleitung der Vorentwurfs-und Entwurfsphase mit Fokus auf die Umsetzbarkeit und Einhaltung der vorgegebenen Kosten

Erarbeitung eines Konzeptes für Ersatzquartiere gemeinsam mit der Stadtgemeinde Landeck und den örtlichen Schulen (Volksschulen, Gymnasium, Landesberufsschule)

Erarbeitung des Ausschreibungskonzeptes gemeinsam mit franz zt gmbh

Durchführung der Vergabeverfahren im Oberschwellenbereich ab Jänner 2017

 

Bearbeitung und Durchführung des Bauverfahrens nach TBO

Erstellung des Ausschreibungsterminplans

Erstellung des Umsetzungsterminplans

Erstellung der Ausführungsplanung und Leistungsverzeichnisse bis Ende Dezember 2016

Ausschreibung der Gewerke ab Jänner 2017

Vergabe der Leistungen ab Februar 2017

Baustart Turnsaal April 2017

Übersiedlung des Schulbetriebes in die Ersatzquartiere nach Ende Schuljahr 2016/17

Abbruch Mitteltrakt Juli 2017

Fertigstellung der Bauarbeiten August 2018

Inbetriebnahme der „neuen VS Angedair“ mit Schuljahr 2018/19

Prozessphasen mit Beteiligungsprozess: Phase0
Beteiligungsprozess:

Erstellung des RAUM.WERT Qualitätenkataloges mit DI Ursula Spannberger

Durchführung im Jahr 2013

"Zeitgemäße Schulen benötigen heutzutage Räume für ganz viele Situationen. Lernen passiert oft über den ganzen Tag verteilt und das nicht mehr nur frontal sondern vielfältig. Verschworen in kleinen Gruppen, zurückgezogen und hoch konzentriert, aber auch mal laut und voller Energie oder patzend am Boden. Es braucht Orte für individuellen Förderunterricht und Plätze um sich zu treffen. Jedenfalls benötigt es Orientierung, angstfreie Räume und viel Licht aber wenig Hitzeeintrag.

Als Vorbereitung zu guten Wettbewerben ist eine intensive Auseinandersetzung der Lehrenden aber auch der SchülerInnen, wie zeitgemäßer Unterricht denn aussehen soll und welche konkreten räumlichen Voraussetzungen es dafür braucht, erforderlich. Das Ergebnis dieses Prozesses ist in Landeck in die Auslobungen eingeflossen und hat es uns ermöglicht, konkrete Antworten dafür anzubieten. Denn eine klar formulierte Aufgabenstellung erleichtert es zielgenau gute Antworten zu finden. Und die Aufgabenstellung hat gerade mit ihren konkreten Wünschen wiederum viele Freiheiten geboten.

In der weiteren Planungsphase haben wir eine sehr aufgeschlossene Direktorin erlebt. Diese Offenheit und das Verständnis für ein architektonisches Konzept sind auf die gute Vorbereitung zurückzuführen. Der Dialog zwischen Nutzern und Planern war von gegenseitiger Wertschätzung geprägt.

Auch die Formulierung eines pädagogischen Konzeptes sollte zu Beginn der Planung eines jeden Bildungsgebäudes stehen und ist allen Verantwortlichen sehr zu empfehlen. In Landeck hat es gut funktioniert und wir freuen uns wenn die Schule nun als Best Practice Beispiel gezeigt wird.“

Arch. DI MIchael Anhammer

Arch. DI Robert Diem

Arch. DI Erwin Stättner

Franz und Sue Architekten Wien

Architekturkritik:

„Die Architekten und die Stadtgemeinde haben Wert darauf gelegt, die denkmalpflegerisch schützenswerte Qualität der Volksschule mit ihrer dominanten Stellung am Platz zu stärken. Der Haupteingang wurde in den ‚schwebenden‘ Zubau auf der Westseite verlegt, dem Besucher eröffnet sich jetzt eine harmonische Symbiose aus Alt und Neu, verankert im grünen Schulpark. Während der gesamten Projektentwicklung wurden die Wünsche der Schulleitung berücksichtigt. In den beiden Obergeschossen bieten offene Lernlandschaften viel Tageslicht, Raum für Bewegung und Ein- beziehungsweise Ausblicke.“ Jury best architects award 20

Adresse:

Schulhausplatz 2, 6500 Landeck, Österreich

O-Ton:

Michael Anhammer, Franz&Sue Architekten:

"Als Vorbereitung zu guten Wettbewerben braucht es eine intensive Auseinandersetzung der Lehrenden, aber auch der Schüler*innen, wie zeitgemäßer Unterricht aussehen soll und welche konkreten räumlichen Voraussetzungen dafür erforderlich sind."

Spezialität:

Beschreibung des Gebäudes und des Grundstücks mit seiner Umgebung

Die hundert Jahre alte, denkmalgeschützte Volksschule mitten im Zentrum der Tiroler Bezirkshauptstadt Landeck brauchte dringend ein Update: viel mehr Platz für die SchülerInnen, größere Transparenz, und eine neue Raumorganisation, die zeitgemäße Lehrmethoden möglich macht.

Das Architekturbüro Franz&Sue hat die erhaltenswerte Bausubstanz saniert, einen Teil abgerissen und in die entstehende Lücke einen neuen Klassentrakt gestellt. Der Zubau im Schulhof beherbergt eine versenkte Turnhalle, die neue Aula und am Dach oben drauf für die Pausen eine großzügige Terrasse. Der Haupteingang befindet sich in der verglasten Aula, die dem Neubau den Anschein eines schwebenden Körpers im Park gibt.

Mit dem Schließen der westseitigen Lücke wird der historische Baukörper klarer und steht ruhig und selbstbewusst da. Seine denkmalpflegerisch schützenswerte Qualität mit seiner dominanten Stellung am zentralen Stadtplatz wird dadurch gestärkt.

Die beiden Obergeschosse der Schule konnten relativ einfach für die gewünschten offenen Lernlandschaften adaptieret werden. Die Lernzonen sind jeweils an den Gebäudeecken positioniert. Hier werden sie von zwei Seiten belichtet. Die bestehenden Wände wurden teilweise aufgebrochen und stattdessen mobile Raumteiler eingesetzt – nun können die daneben liegenden Klassenräume nach Bedarf weg- und dazugeschaltet werden.

Baumaterialien / Erscheinungsbild nach außen

Die Fenster des Neubaus (Zubau zum Bestandsgebäude) weisen die selbe Proportion wie die bestehenden Fenster im Bestandsgebäude auf. Die Fenstergröße variiert jedoch je nach Funktion der dahinterliegenden Räume, die Unterrichtsräume oder Lehrerzimmer benötigen größere Fenster als zum Beispiel ein Lagerraum. Die Proportion bleibt dabei immer gleich. So Entsteht eine moderne, kinderrechte Fassadengestaltung, die einen Bezug zum Bestand herstellt. Die bestehende Fassade wurde nicht geändert, nur farblich an die Neubaufassade angeglichen.

Die Außenwände des Neubaus wurden mit Fassadendämmplatten aus Mineralwolle verkleidet und verputzt. Das Dach der Turnhalle erhielt eine umlaufende Verkleidung aus Holz.

Das primäre bestehende Tragsystem besteht aus gemauerten, tragenden Wänden und Kappendecken über dem Untergeschoss, sonst Holztramdecken und blieb unverändert. Im Untergeschoss besteht das Mauerwerk aus Naturstein, ab Erdgeschoss aus Vollziegeln. Es gibt keine Veränderungen der gesamten tragenden Konstruktion. Es fand lediglich im Inneren eine Funktionssanierung statt, im Zuge derer mehrere Öffnungen in den inneren tragenden Wänden durchgebrochen wurden. Die Holztramdecken, sowie die Stahlträger der Kappendecken wurden brandschutztechnisch verkleidet.

Der Haupteingang mit dem autofreien Schulvorplatz und einem Spielplatz, wurde neu errichtet. Von der Straße führt über zwei Stufenanlagen, die auch als Sitzstufen dienen, der Weg zum Haupteingang. Zwischen dem Vorplatz und dem Park erstreckt sich ein modellierter Spielplatz, der einen Übergang zwischen den beiden Bereichen bildet.

Die Parkanlage blieb erhalten. Durch den Park führt ein barrierefreier Zugang zum Haupteingang.

Bau- Ausstattungsmaterialien, Farben, etc. / Erscheinungsbild nach innen

Die Zwischenwände wurden überwiegend in Trockenbauweise errichtet. In allen Unterrichtsräumen sowie sonstigen Räumlichkeiten mit erhöhter Personenanzahl (z.B. Lehrerzimmer, Lernbereiche, Aula) gibt es abgehängte Akustikdecken.

Die Fenster- und Fixverglasungen wurden in einer Holz-Aluminiumkonstruktion mit Dreifachverglasung ausgeführt. Je Unterrichtsraum sind zwei öffenbare Fensterflügel vorhanden.

„Die neue Volksschule Angedair ist für die Kinder ein großes Wohnzimmer mit vielen Lern- und Spielmöglichkeiten im Innen- und Außenbereich. Die Gemeinde Landeck hat nun eine markante und zeitgemäße Schule in ihrem Zentrum.“ - Lucie Vencelidesova, Projektleiterin bei Franz&Sue